Die Digitalisierung der Schule: ‚digitale Bildung’?!

‚Digitalisierung’ ist ein Terminus und ein Konzept, das die Transformation vormals analoger und physisch verfügbarerer Zeichen in eigenständige digitale Zeichen und elektronische Bits in den Vordergrund stellt, und zwar in allen Kontexten, in denen Inhalte präsentiert, repräsentiert, kommuniziert oder geteilt werden. Letzteres bekanntlich eine der Standard-Praktiken digitaler Kommunikation.

Da auf dem Feld des Lehrens und Lernens von Sprachen die Kommunikation von Inhalten zwischen Sprechern und Sprecherinnen in gegebenen Situationen und Interaktionen den Kern allen Sprachgebrauchs und des Sprachenlernens darstellt, gilt unser Hauptinteresse natürlich digitalen Arten und Formen der Kommunikation, die einer Äußerung selbst inhärent sind, und den digitalen Umgebungen, in denen sich digitale Kommunikation ereignet.

Lecture Series „The Digital Classroom“

Hinsichtlich der Bildung und der Zwecke und Ziele schulischer Erziehung kann man die Digitalisierung sowohl als Ursache, zugleich aber auch als Ergebnis komplexer globaler ökonomischer, kultureller und persönlicher Austauschprozesse betrachten, einschließlich der Migration.

All diese Prozesse waren und sind grundlegenden Veränderungen unterworfen, die etwas verkürzt und zusammengefasst als Globalisierung, Multiplizierung und Individualisierung kultureller, ethischer oder religiöser Orientierungen, als Multiplizierung textueller Information und Präsentation (Hypertextualisierung), als Pluralisierung und Beschleunigung der Informationsübermittlung sowie als Vergrößerung der Bandbreite der Modi der Repräsentation und Kommunikation verstanden werden können, vor allem visueller, diagrammatischer oder kartographischer ‚Sprachen’.

Digitale Bildung muss daher in einem größeren pädagogischen Rahmen gedacht werden, der sich auf soziale, kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen, Prozesse und Bedingungen bezieht, in denen wir alle leben und welche die jüngere Generation aktiv selbst gestalten und schaffen können muss (designing social futures; vgl. die multiliteracies-Didaktik der New London Group; vgl. auch BMBF 2016: 6).

Ebenen der Digitalisierung

Im Lichte der vorangegangenen Bemerkungen erscheint es ratsam, so präzise wie möglich die einzelnen Aspekte oder Phänomene zu definieren, auf die wir uns beziehen, wenn wir über ‚Digitalisierung’ sprechen; denn diese sind ja gerade nicht auf den Unterricht beschränkt (im Sinne einer digitalen ‚Unterstützung’ oder ‚Förderung’ des Lernens).

Stattdessen betrifft die Digitalisierung zuallererst grundlegende kulturelle und kommunikative Praktiken, die in das Fremdsprachenlernen integriert werden müssen, besonders in das Erlernen der englischen Sprache, die als globale Sprache und als die Sprache weltweiter Kommunikation über das Internet fungiert (woran so gut wie alle Englischlernenden in ihrem Alltagsleben aktiv teilhaben, z.B. durch youtubing, gaming usw.).

Für den didaktischen Diskurs über Digitalisierung möchte ich vorschlagen, die folgenden sechs Ebenen zu unterscheiden:

  1. die Digitalisierung von Information, Repräsentation und Kommunikation in der Lebenswelt
  2. die Multiplizierung der kommunikativen Kompetenzen (von den ‚alten’ vier Fertigkeiten zu multiliteracies)
  3. die Digitalisierung der Unterrichtstechnologien
  4. die Digitalisierung des Sprachenlernens
  5. die Digitalisierung der Unterrichtskommunikation und der Unterrichtsdiskurse
  6. Reflexionen und Diskurse über Digitalisierung.

Bis zu einem gewissen Grad sind die Überschriften zu diesen Ebenen (oder Dimensionen) selbsterklärend. Aber sie sind natürlich geschaffen worden, um genau zu beschreiben und im Diskurs zu klären, welchen Aspekt von Digitalisierung wir diskutieren, was genau wir weitentwickeln möchten und in welche Richtung wir eigentlich gehen wollen.

Der Beitrag, der als Download verfügbar ist, versucht diese Ebenen gegeneinander abzugrenzen um zu betonen, dass es bei der Digitalisierung des Unterrichts gar nicht so sehr um Technologien geht, sondern eher darum, wie wir in einer weitgehend digitalisierten Welt leben und kommunizieren werden und wollen – und wie wir die jungen Menschen befähigen können, diese Welt selbst mitzugestalten.

What’s a digital classroom, 2018 (PDF, 6 S.)

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