Learning in the cloud

Wie wichtig digitales Lernen ist, wurde uns Lehrer/innen an der Johann-Amos-Comenius-Schule in Kassel klar, als unsere Schule , wie viele andere auch, von einem auf den anderen Tag geschlossen wurde. 

Die Schul-Cloud

Hier half uns die Schul.Cloud, die in der Basisversion kostenlos und relativ problemlos einzurichten und zu verwalten ist. Hier gibt es die Möglichkeit, Klassen- und Kurs-Channels einzurichten sowie individuelle Kommunikationskanäle mit Kolleg/innen und Schüler/innen zu erstellen. Materialien aller Art (Texte, Audios, Videos, Bilder) können hoch- und heruntergeladen, Hilfen jedweder Art bereitgestellt werden. 

Individualisierung mit der Cloud

Ein weiterer Vorteil: In unserem Projekt der Begabungsförderung „Leistung macht Schule/LemaS“ ist Differenzierung eine wichtiges Gebot. Auf einer solchen Plattform kann sie stattfinden in einer Weise, die im normalen Klassenraumunterricht kaum realisierbar ist. Auf einer digitalen Plattform wie der Schul.Cloud kann man tatsächlich jederzeit individuell beraten. Das fiel mir erst auf, als ich dabei war, einer Schülerin in einem Kommunikationskanal den Unterschied zwischen relative und contact clause zu erklären. Ich konnte hier z.B. ein kurzes Erklärvideo hochladen und per Text weitere Beispiele und Regeln geben. Ein abschließendes Übungsblatt zu dieser grammatischen Struktur, welches von der Schülerin bearbeitet und wieder zurückgeschickt wurde, zeigte mir den Erfolg dieser Aktion. Das Ganze nahm etwa 30 Minuten in Anspruch, eine Zeitspanne also, die sich für mich hinsichtlich individueller Beratung im Unterricht im Kurs- oder Klassenverband niemals ergeben würde.

Grenzen der Arbeit mit der Plattform

Bei dem Versuch, über die Schul.Cloud eine Onlinestunde mit vorab gegebenem Thema abzuhalten, zeigten sich dann aber auch die Grenzen dieser Plattform. Man kann sich zwar zu einer festgelegten Zeit im Channel treffen, jedoch müssen Lehrer/innen und Schüler/innen ihre Beiträge, Fragen und Antworten stets schriftlich, in Form von kurzen Nachrichten, hereingeben. Hier ist eine Absprache in Bezug auf ‚Wer‘, ‚Was‘ und ‚Wann‘ nicht möglich, was innerhalb kurzer Zeit für Verwirrung sorgen und zu Unüberschaubarkeit während der Stunde führen kann.

Die Discord-Platform als Ergänzung

Abhilfe schuf hier die Plattform Discord, auf der es möglich ist, mit fast beliebig vielen Teilnehmer/innen Telefonkonferenzen durchzuführen (das Prinzip von Discord ist dem von Teamspeak sehr ähnlich, bietet nur bessere Features im Hinblick auf den Unterricht). Als Manager eines Discord-Channels kann man alle nötigen Vorbereitungen treffen, z.B. zunächst den eigenen Server erstellen, ihn benennen und wichtige Voreinstellungen vornehmen. U.a. kann man sie sich als Lehrer/in so einstellen, dass die teilnehmenden Schüler/innen automatisch leiser gestellt werden, wenn man selbst spricht (ein Vorgang, der im Klassenraum ja häufig scheitert 😊). Ist alles vorbereitet, kann man mittels eines generierten Links alle Schüler/innen in diesen Channel einladen (natürlich sollte man vorher, wie bei allen anderen Plattformen auch, die Zustimmung der Eltern einholen).

Vorteile von Discord

Die Vorteile von Discord bei Online-Unterricht mit einem Kurs oder einer Klasse gegenüber reinen Schreib-Plattformen wie z.B. Schul.Cloud sind: 

  • Man spricht hier wie im Unterricht. Die Onlinestunde verläuft übersichtlicher und zügiger.
  • Man hat auch hier die Möglichkeit, während des Chats kurze Nachrichten, Bilder, Audios und Videos hochzuladen und allen Teilnehmer/innen sichtbar zu machen. 
  • Im Unterschied zu Videokonferenzen ist hier die Barriere zum Eintritt nicht so hoch: Alle, die ein Medium wie Smartphone, Tablet oder Home-PC sowie einen Internetzugang haben, können mitmachen, ohne dafür eine bestimmte (meist kostenpflichtige) Software installiert haben zu müssen. Zudem sieht man sich nicht, was die Hürde zur Teilnahme (meiner Erfahrung nach vor allem bei Mädchen) ebenfalls senkt.
Fazit: Digitalisierung nach Corona

Wir Lehrer/innen sehen uns durch die gegebenen Umstände alle gezwungen, neue unterrichtliche Wege zu gehen, die notwendigerweise alle in irgendeiner Form mit Digitalisierung im Unterricht zu tun haben. Die beiden von mir genannten Möglichkeiten sind dabei letztlich nur zwei neben vielen anderen. 

Die von mir gemachten Erfahrungen in Bezug auf eine Kombination von Schreib- und Sprachplattform haben mir aber grundsätzlich deutlich gemacht, dass eine Weiterführung und Modifizierung des digitalen Weges im Unterricht sinnvoll wären. Auch viele meiner Schüler/innen äußerten schon den Wunsch, die digitalen Vorteile, die sich ihnen im Verlauf der letzten Zeit geboten haben, nach Schulöffnung weiter in Anspruch nehmen zu können. Denn auch ihnen ist klar geworden, dass man hier auf Lehr- und Lernmöglichkeiten zugreifen kann, die einem im normalen Schulalltag kaum zur Verfügung stehen.

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