Leben unter Corona als komplexe Aufgabe

Das Corona-Virus hat unser alltägliches Leben maßgeblich verändert. Seit dem 16. März 2020 findet ein regulärer Unterricht, wie wir ihn kennen, nicht mehr statt. Stattdessen heißt die Marschrichtung, Lernen durch verschiedene Online-Angebote zu ermöglichen, was sowohl Lehrer/innen als auch Schüler/innen und ihre Eltern vor neue Herausforderungen stellt, auch und vor allem in einer 5. Klasse in Englisch.

Eine Aufgabe zum Leben unter Corona
Eine der Arbeiten der Schüler/innen, die Teil der Aufgabe waren, ebenso alle weiteren Bilder in diesem post

Nachdem ich zunächst den Schwerpunkt auf Wiederholungsaufgaben gelegt hatte, wagte ich mich nach der ersten Woche langsam an die Erarbeitung neuer sprachlicher und inhaltlicher Themenkomplexe heran. Als Abschlussaufgabe vor den Osterferien erschien mir schließlich eine komplexe Aufgabe im Mini-Format sinnvoll, deren Zielprodukt ein kleiner Text über einen typischen Tagesablauf der Schüler und Schülerinnen ist, nun, da die Schulen geschlossen sind. Die Aufgabe erschien mir insbesondere vor dem Hintergrund der momentan veränderten Lebenssituation, in der der persönliche Kontakt und Austausch letztlich fehlt, passend. Denn die Aufgabenstellung ermöglicht es den Schülern, ihre neuen Erfahrungen mitzuteilen, und gewährt mir als Lehrerin so einen Einblick in ihren veränderten Tagesablauf.

Lehrwerktexte als Modelltexte

Die Aufgabe knüpft dabei direkt an die zuvor behandelte Unit 2 des Schulbuchs English G 21 an, in der die Lehrwerkskinder einen Essay über einen typischen Tag in ihrem Leben als Hausaufgabe verfassen („A day in the life of …“). Am Ende der Einheit sind verschiedene Beispiel-Essays der Lehrwerkskinder abgedruckt, die als Modelltexte herangezogen werden können, um das Schreiben eines eigenen Textes vorzubereiten. So ging es neben der inhaltlichen Erarbeitung (Verständnissicherung) der einzelnen Lehrwerk-Essays vor allem darum, den Blick der Schüler/innen auf sprachliche und inhaltliche Kriterien eines solchen Textes zu lenken (siehe die „Essay Experts Checklist“ im Aufgabenmaterial). Im Anschluss daran habe ich durch verschiedene Übungen noch einmal die im Laufe der Unit neu eingeführte Lexik „Words to talk about my day“ umwälzen sowie die Regeln zur Bildung des simple present wiederholen lassen (Hauptaugenmerk: third person -s).

Aufgabenentwicklung für das digital distance learning

Darüber hinaus lässt sich die komplexe Aufgabe sehr gut im Bereich des digital distance learning einsetzen, da ein zentraler Grundgedanke darin besteht, die Aufgabe systematisch so vor- und aufzubereiten, dass eine möglichst selbstständige Bearbeitung sichergestellt ist. So spielen bei der Aufgabenentwicklung, wie wir sie im Projekt „Leistung macht Schule/LemaS betreiben, neben dem Thema, in diesem Fall des Alltags unter Corona-Bedingungen, vor allem Überlegungen eine entscheidende Rolle, welche Formate und sprachlichen Mittel (lexikalisch und grammatikalisch) für die Bearbeitung notwendig sind. Zudem ist es in diesem Zusammenhang wichtig, mögliche Probleme und Stolpersteine, auf die die Schüler treffen könnten, zu antizipieren und sich darüber Gedanken zu machen, mit welchen Hilfen und Unterstützungsangeboten man diesen begegnen kann (scaffolding). Da der Distanzunterricht ein direktes Eingreifen und Unterstützen, wie es im normalen Unterricht möglich ist, nicht zulässt, kommt solchen antizipierenden Überlegungen eine wesentliche Bedeutung zu. 

Digitaler Austausch über das Class Notebook

Der Essay sollte handschriftlich verfasst werden und nach Überarbeitung als PDF oder Bilddatei im Class Notebook hochgeladen werden, das ich für die Lerngruppe angelegt habe. Das Class Notebook (Microsoft OneNote), das in drei Bereiche unterteilt ist (Inhaltsbibliothek, Platz zur Zusammenarbeit, persönlicher Bereich), bietet dabei für digital distance learning gute Voraussetzungen. So besteht über den persönlichen Bereich, auf den nur einzelne Schüler/innen und ich als Lehrperson Zugriff haben, die Möglichkeit einer direkten Lehrerin-Schüler/innen-Interaktion im geschützten Raum (Hochladen von Hausaufgaben und individuelles Feedback). Darüber hinaus bietet der Bereich Platz zur Zusammenarbeit aber auch die Möglichkeit, die Essays für alle sichtbar einzustellen, sodass auch ein gegenseitiges Lesen und Austauschen möglich ist, während ich in der Inhaltsbibliothek den Schüler/innen neue Materialien (Dokumente, Erklärvideos, Bilder, etc.) zur Verfügung stellen kann.

Fazit

Die insgesamt schönen Arbeitsergebnisse der Schüler/innen haben mir gezeigt, dass im Kontext des digital distance learning nicht nur enger geführte Aufgaben und Wiederholungen möglich sind, sondern dass man sich auch an offenere, komplexere Aufgabenformate, auch im Sinne der Lernprogression, herantrauen kann. Entscheidend für das Gelingen sind hier aber die vorbereitenden sprachlichen und inhaltlichen Schritte, eine klare Strukturierung der Aufgabe und die Bereitstellung von Hilfen und Unterstützungsangeboten. Das bedeutet einen nicht zu unterschätzenden zeitlichen Vorlauf – ein Zeitaufwand, der sich jedoch mit Blick auf die Ergebnisse lohnt. 

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